Bildung und Digitalisierung: Was verändert sich an unseren Schulen?
Die Vorträge finden jeweils von 16.00 bis 18.00 Uhr am DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Campus Westend, Rostocker Str. 6, 60323 Frankfurt am Main statt.
Im Anschluss gibt es die Möglichkeit, sich mit den Referentinnen und Referenten bei einem kleinen Snack auszutauschen.
Für Lehrkräfte ist die Veranstaltung akkreditiert.
Der Eintritt ist frei!
Übersicht der Vortragstermine
Mittwoch, 30.01.2019 | Was wissen wir aus der empirischen Bildungsforschung über digitale Medien in Schule und Unterricht? Befunde und Implikationen Prof. Dr. Julia Gerick, Universität Hamburg Mit zunehmender Digitalisierung aller Lebens- und Arbeitsbereiche gehen auch neue Aufgaben für Schule und Unterricht einher. Dabei geht es sowohl um die Frage, wie Schülerinnen und Schüler Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien erwerben können, um auf eine erfolgreiche Teilhabe an der Gesellschaft vorbereitet zu werden, als auch um die Frage, welche Potenziale digitalen Medien im fachlichen Lernen, u.a. bei der Unterstützung von Lernprozessen, zugewiesen werden können. Im Rahmen dieses Vortrags werden vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen im Bildungssystem verschiedene Forschungsfelder im Bereich der digitalen Medien in der Schule vorgestellt und anhand von aktuellen empirischen Befunden erläutert. Dabei werden sowohl Forschungsergebnisse zu Schülerkompetenzen als auch Befunde zu relevanten Prozessmerkmalen auf Schul- und Unterrichtsebene berichtet. Der Vortrag schließt mit einer Betrachtung von aktuellen Herausforderungen und möglichen Implikationen für die Schul- und Unterrichtsentwicklung. |
Mittwoch, 13.02.2019 | Digitalisierung und Bildung: Möglichkeiten und Grenzen Prof. Dr. Klaus Zierer, Universität Augsburg Die Digitalisierung ist allgegenwärtig, auch in der Schule. In diesem Vortrag sollen Möglichkeiten und Grenzen einer Digitalisierung im Bildungsbereich herauskristallisiert werden. Zu diesem Zweck werden neben theoretischen Überlegungen hinsichtlich einer Medienbildung auch empirische Forschungsergebnisse vorgestellt. Dabei zeigt sich: Wenn digitale Medien jedoch nur als Ersatz für traditionelle Medien genutzt werden, beispielsweise Smartboard oder Beamer als Tafelersatz, wird ihr Potenzial nicht ausgeschöpft. Lernen mit digitalen Medien muss vielmehr heißen, neue Formen der Interaktion, des Gesprächs und der Zusammenarbeit in Lehr-Lern-Prozesse zu integrieren. Diese Kerngedanken münden in ein Arbeitsmodell für Lehrpersonen, mit dem sie die Herausforderung der Digitalisierung im Schulalltag meistern können. Grundlegend werden zwei Thesen sein: „Pädagogik vor Technik“ und „Lernen bleibt Lernen“. |
Mittwoch, 27.02.2019 | Informelles Lernen in Social-Media- und Computerspiel-Settings als Herausforderung für schulisches Lernen Philippe Wampfler, Universität Zürich, Kantonsschule Enge Kinder und Jugendliche erfahren auf digitale Plattformen verschiedene Lernprozesse, die sie kaum als solche wahrnehmen. So lernen sie etwa die Regeln eines Computerspiels beiläufig, also während des Spielens – genauso wie die in sozialen Netzwerken geltenden Normen. Diese Lerneffekte sind mit sozialen Beziehungen verbunden und werden von Software angestoßen, die so programmiert ist, dass die Aufmerksamkeit der Userinnen und User maximiert wird. Dieses so genannte „additive design“ ist für das schulische Lernen eine doppelte Herausforderung: Einerseits überträgt sich die entwickelte Aufmerksamkeitsstruktur in der Form von Erwartungen und Gewohnheiten auf den Unterricht; andererseits zieht die auf Smartphones permanent verfügbare Unterhaltung Energie von den Unterrichtsinhalten ab. Der Vortrag stellt die Auswirkungen dieser Entwicklungen vor und entwickelt Perspektiven für das schulische Lernen nach dem Leitmedienwechsel. |
Mittwoch, 13.03.2019 | Kompetenzorientierung und Digitalisierung – Chancen für das Lernen im 21. Jahrhundert Ingo Antony, Hessische Lehrkräfteakademie Der digitale Wandel kann schon lange nicht mehr als einfache gesellschaftliche Weiterentwicklung wahrgenommen werden. Vielmehr befinden wir uns in einer Phase der Transformation, in der sich gesellschaftliche Partizipation und Kommunikation ebenso wie die Arbeitswelt grundlegend verändern. Das Wissen über Fakten, Methoden, Fähigkeiten und Fertigkeiten kann in fast unbegrenzter Breite über weltweite Informationsangebote erlangt und verbreitet werden. Das reicht von der Möglichkeit, hoch spezialisierte Bauteile nach Plan im eigenen Heim auszudrucken und zusammen zu setzen, bis hin zur Fähigkeit in Sprachen zu kommunizieren, die man nie gelernt hat. Der vormalig hohe Wert eines breiten Faktenwissens nimmt ab und wird ergänzt durch die Notwendigkeit eines konzeptionellen und strukturellen Begreifens der digitalen Welt. Um unsere Kinder und Jugendlichen darauf vorzubereiten bedarf es einer Änderung der Blickrichtung vom Unterricht und der frontalen Wissensvermittlung hin zum lernen. Die Konzepte der Kompetenzorientierung bieten einen Lösungsansatz, die Schule an die veränderten Erfordernisse der Digitalisierung anzupassen. |
Mittwoch, 27.03.2019 | Computerbasierte Lernverlaufsdiagnostik Prof. Dr. Elmar Souvignier, Universität Münster Individuelle Förderung erfordert Entscheidungen darüber, welche Lerner mit welchen Methoden gefördert werden sollen. Zudem sollte geprüft werden, ob die Förderentscheidungen sich als passend erweisen. In einem Förderzyklus sollten daher wiederholt diagnostische Verfahren eingesetzt werden, um Förderentscheidungen objektiv zu begründen und um deren Wirksamkeit zu prüfen. Diese Idee einer den Lernverlauf begleitenden Diagnostik wird seit den 1960er Jahren immer wieder geäußert. Vor dem Hintergrund des mit einem solchen Vorgehen verbundenen Aufwands – sowohl im Hinblick auf die Durchführung als auch auf die Konstruktion entsprechender Verfahren – wurde der Ansatz der Lernverlaufsdiagnostik allerdings nur im sonderpädagogischen Kontext in der Einzelförderung umgesetzt. Computerbasierte Lernverlaufsdiagnostik ermöglicht es dank automatisierter Bereitstellung und Auswertung der Testverfahren sowie der Dokumentation von Ergebnissen in einem „Lehrermenü“, den Aufwand für eine wiederholte Durchführung von Tests in einem praktikablen Rahmen zu halten. In dem Beitrag wird das internetbasierte System quop vorgestellt. Bei diesem Ansatz der Lernverlaufsdiagnostik werden in einem zeitlichen Abstand von jeweils drei Wochen kurze Tests zum Lesen oder zu mathematischen Kompetenzen bereitgestellt. Auf diese Weise werden Lernverläufe dokumentiert und es wird deutlich, in welchem Maße Schülerinnen und Schüler von Unterrichts- und Förderangeboten profitieren. Es liegen Testreihen für die Jahrgangsstufen 1–6 vor. Im Rahmen wissenschaftlicher Studien wurden Fragen zur psychometrischen Güte der Testverfahren, zu Mustern von Lernverläufen über ein Schuljahr, zur Praktikabilität, zu Effekten der Implementation von Lernverlaufsdiagnostik und zur Kombination von Lernverlaufsdiagnostik und Leseförderung bearbeitet. Insgesamt weisen die Befunde darauf hin, dass computerbasierte Lernverlaufsdiagnostik gut in den Unterrichtsalltag zu integrieren ist und zu positiven Effekten für das Lernen der Schülerinnen und Schüler führt. |