Projekt LEECHI
Lernen aus der Umwelt durch die Augen von Kindern
Das Ziel des Projekts besteht darin, mithilfe moderner Technologien, darunter tragbare Geräte und Deep-Learning-Modelle, besser zu verstehen, wie Informationen in der natürlichen Umgebung von Kindern verbreitet und von kleinen Kindern aus ihrer Ich-Perspektive erfasst werden.
Bisherige Studien stützten sich meist auf Beobachtungen im Labor oder zu Hause, Interviews mit Bezugspersonen, Fragebogenerhebungen durch Dritte oder streng kontrollierte Experimente. Diese traditionellen Methoden liefern zwar wichtige Erkenntnisse zur kindlichen Entwicklung, ignorieren aber die Komplexität der natürlichen Umgebung und die aktive Rolle von Kindern bei ihrem eigenen Lernen und ihrer Entwicklung.
In Kontexten wie dem Klassenzimmer oder der Spielzeit können Kinder anhand situativer Kontexte (z. B. Salienz) und individueller Merkmale (z. B. Vorwissen, Neugier) selbst entscheiden, worauf sie ihre Aufmerksamkeit richten. Diese Top-down-Methode der Informationsverarbeitung ist essenziell, damit Kinder aus ihrer Umgebung lernen und mit ihr interagieren können. Geleitet von dieser Annahme werden wir Head-Mounted-Kameras und Eye-Tracker einsetzen, um die egozentrische Sicht von Kindern auf die natürliche Welt aufzuzeichnen.
Anstatt uns auf die arbeitsintensive manuelle Kodierung des aufgezeichneten Videos zu verlassen, werden wir moderne KI-Modelle verwenden, um das Video automatisch zu kodieren. Zusätzlich werden wir Daten aus mehreren Umfragen und naturalistischen Experimenten sammeln, um die individuellen Unterschiede von Kindern zu erfassen.
Wir werden uns insbesondere mit drei Aspekten der Interaktion von Kindern mit ihrer Umwelt befassen:
- Blickmuster von Kindern während des freien Spiels und deren Zusammenhang mit individuellen Unterschieden in Bezug auf ihre motorischen Fähigkeiten, ihr Temperament, ihren Bindungsstil, ihre Neugier, Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit, ihre kognitive Kontrolle, ihre soziale und emotionale Entwicklung, ihre Sprachentwicklung und ihr Gedächtnis,
- dem Zusammenhang zwischen den individuellen Unterschieden von Kindern (gemessen im ersten Aspekt) und der Qualität der häuslichen Umgebung und
- die Kopplung zwischen den von Kindern und Eltern während der Interaktion im freien Spiel gesammelten Informationen und Erfahrungen und die Untersuchung, inwieweit diese Muster das Gedächtnis der Kinder für die gesammelten Informationen im Laufe der Zeit vorhersagen können.
Ausgewählte Publikationen
- Liang, Y., Blaser, E., Yi, J. Y., Sai, L., & Kaldy, Z. (2025). The extended mind in young children: Cost-dependent trade-off between external and internal memory. Psychol. Sci. 36(1), 19–34. doi: 10.1177/09567976241306424
- McKay, C., Shing, Y. L., Rafetseder, E., &Wijeakumar, S. (2021). Home assessment of visual working memory in pre-schoolers reveals associations between behavior, brain activation and parent reports of life stress. Developmental Science, e13094. doi: 10.1111/desc.13094
- Schuck, N.W., Li, A.X., Wenke, D., Ay, D. S., Loewe, A., Gaschler, R., Shing, Y. L. (2022). Spontaneous discovery of novel task solutions in children. PLoS ONE 17(5): e0266253. doi: 10.1371/journal.pone.0266253